Der Bericht über die Schließung von C & A (NWZ vom 08.05.2021) veranlasste mich an dieser Stelle einmal meine Meinung zu dem Problem zu äußern.
Als gebürtiger Oldenburger habe ich die Entwicklung der Innenstadt seit den 1950er Jahren selbst erlebt, jeden Tag. 1967 begann ich meine Lehre in einem Einzelhandelsgeschäft in der City und erlebte so auch die Entstehung der ersten deutschen Fußgängerzone hautnah mit.
Damals hatte die Innenstadt tatsächlich noch Flair. Viele Menschen kamen noch nach Ladenschluss in die Stadt zu einem Schaufensterbummel um sich von den Auslagen der Geschäfte inspirieren zu lassen. Aber was ist davon geblieben? Die vielen traditionellen Geschäfte alter Oldenburger Kaufmannsfamilien existieren bis auf ganz wenige nicht mehr. Deren Geschäftsräume wurden meist von Filialisten übernommen, deren Einheitsbrei in zig Geschäften von Flensburg bis Rosenheim angeboten wird. Schaufenster und Schaufensterpassagen, die allwöchentlich oder zum Wochenende neu dekoriert wurden sind längst Schnee von gestern.
Wen lockt es da noch in die Innenstadt? Gegenüber früheren Zeiten empfinde ich die Oldenburger City heute öde und fad. Sie hat nichts Einladendes mehr. Es gibt einfach nichts (mehr) was mich zu einer längeren Verweildauer als das der notwendigen Einkäufe zu tätigen einlädt. Und weil das so ist verlagere nicht nur ich meine Einkäufe immer mehr auf Angebote im Internet. Die Schaufenster von heute sind online.
Und noch etwas trägt bei immer mehr Bürgern zur Innenstadtabstinenz bei: Die Tatsache nämlich, dass sich in den Orten im Umland immer häufiger Geschäfte überregionaler Konzerne ansiedeln die es da früher nicht gab und seinerzeit die „Landbevölkerung“ zum Einkaufen in die Stadt lockte.
Nur ein kleines Beispiel: Vor 20 Jahren war es für viele Ländler ein Grund nach Oldenburg zu fahren, um dort Drogerieartikel einzukaufen, die es im dörflichen A&O Markt nicht gab. Heute aber hat fast jedes Dorf im Umland seinen eigenen Rossmann oder dm-Markt. Konkretes Beispiel: Friedrichsfehn im Landkreis Ammerland, gleich hinter dem Wildenloh. Vor 20 Jahren war der Ort noch Pioniergebiet mit einem kleinen A&O Markt. Der wöchentliche Einkauf in Oldenburg (City oder Famila) war praktisch Pflichtprogramm. Und heute? E-Markt, Aldi, dm sowie gleich nebenan In Petersfehn Lidl und Netto lassen da wenig vermissen.
Was da bleibt sind Klamotten wegen der Mann/Frau evtl. noch in die Stadt fährt. Die Betonung liegt auf eventuell. Würde die Oldenburger City auf mich noch einen Reiz ausüben würde ich mich ja vielleicht noch auf den Weg machen. Nur tut sie das leider nicht. Und nur wegen ein paar Turnschuhe für das Fitness-Center in die Stadt düsen um festzustellen, dass es da in keinem Fachgeschäft etwas passendes in Größe 48 gibt? Nee, dann lieber gleich bei Za….. zwei paar Schuhe bestellt, zuhause anprobiert, ein paar kostenlos zurück und alles ist gut.
Mein Fazit: Irgendwie haben die Oldenburger Stadtplaner und Entwickler und ihr Gestaltungsbeirat die Zeichen der Zeit schlicht und einfach nicht erkannt. Vielleicht sollten sie sich einmal gemeinsam mit dem Innenstadtmanagement um Steffen Trawinski zusammensetzen um evtl. bestehende Konzepte auf den Prüfstand zu stellen. Meines Erachtens ist hier völlig neues Denken angesaght. Das derzeitige Konzept geht nicht auf. Da wird ein totes Pferd geritten, seit Jahren!. Ein Laden und ein Kaufhaus nach dem anderen machen dicht. Nach der Schließung von C&A muss jetzt um Kaufhof Galeria gebangt werden. Ein Desaster! Der Leerstand in der Oldenburger City liegt jetzt bereits im zweistelligen Prozentbereich. Handyshops, Fressbuden, Mikrowellenrestaurants, Tattoo-Studios und Shisha-Bars tragen nicht dazu bei, die Oldenburger City wieder liebenswert zu machen. Ganz im Gegenteil.
Nein, ich habe keine Lust mit anzusehen, wie ein Geschäft nach dem anderen in der Oldenburger Innenstadt dicht macht und die Schaufenster zugenagelt werden. Da sitze ich bei Sonnenschein und wenn Corona es wieder zulässt lieber vor dem schönen Eiskaffee in meinem Dorf und schlürfe einen Cappuccino oder genieße einen schönen Eisbecher.
Gibt es einen Grund, dafür extra in die Stadt zu fahren?
Oldenburger Stadtplaner reiten ein totes Pferd
#2 Re: Oldenburger Stadtplaner reiten ein totes Pferd
Ein provokannter Vorschlag: Lasst die Innenstadt wie sie ist sterben und macht eine neue!
Ich vertrete die Meinung, dass das Sterben unserer Innenstädte und hier insbesondere die Fußgängerzonen auf lange Sicht nicht mehr aufzuhalten ist und dies nicht nur in Oldenburg! Zumindest dann nicht, wenn immer nur versucht wird für ein aufgegebenes Geschäft einen neuen Mieter zu finden. Das ändert am Grundproblem gar nichts. Auch hier und da eine neue Bank oder Blumenkübel lockt auch nicht mehr Besucher in die City.
Die für die Innenstadtplanung Verantwortlichen scheinen den im vollen Gange befindlichen Strukturwandel noch nicht festgestellt zu haben und versuchen wie einst die Romanfigur Don Quijote und seinem treuen Gefährten Sancho Panza gegen immaginäre Windmühlenflügel die der Wind immer schneller drehen lassen gegenan zu kämpfen. Das kann nicht gutgehen. Das Pferd welches unser Oldenburger Don Quijote reitet (Rosinante) war seinerzeit schon alt und klapprig. Jetzt ist es lange tot. In Oldenburg wird es aber weiter geritten.
Kurz und gut, es muss etwas neues her. Und dabei muss völlig neu gedacht und geplant werden. Und es muss Geld in die Hand genommen werden, viel Geld sogar. Man kann sich nicht auf ein vor über 50 Jahre erstmalig in Deutschland umgesetztes und seinerzeit wirklich erfolgreiches Konzept ausruhen!
Meine Überlegung geht dahin, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, einen Innenstadtbereich wie die Lange Str., Achternstr., Heiligengeiststr. und deren Nebenstraßen als Einkaufsstraßen der jetzigen Form zu erhalten. Ich denke, dass Shoppingmeilen sehr gut in die Zeit des Wirtschaftswunders passten. Die Leute verdienten durchweg gut und wollten mit der technischen Entwicklung mithalten. Es wurde gekauft was das Zeug hielt, sei es die erste Waschmaschine, Wäscheschleuder, Schwarz-Weiß-Fernseher oder auch nur ein Nyltesthemd. Dafür mussten Mann/Frau in die Stadt denn Internet war ein noch nicht existierendes Fremdwort.
Mit der Schaffung dieser innerstädtischen Strukturen wurden ehemalige Wohnhäuser zu Geschäftshäuser. Im Erdgeschoss wurden Läden aufgemacht und die oberen ehemaligen Wohnetagen wurden zu Lager- und Gerümpelräumen. So ist das bis heute. Ich sagte in meinem Eingangsbeitrag bereits, dass der Leerstand in der Oldenburger City bereits im zweistelligen Prozentbereich liegt. Er wäre sicherlich noch höher, wenn nicht viele Läden dort inhabergeführt sind und daher keine Miete fällig wird. Aber auch diesen letzten Oldenburger Geschäftsinhabern geht es scheinbar nicht gut. Sie kämpfen ums überleben. Wie lange noch?
Mein Vorschlag geht in die Richtung, die Oldenburger Innenstadt wieder wohn- und lebenswert zu gestalten. Mehr wohnen anstatt kaufen. Stadtnahe Wohnungen als Miet- und Kaufobjekte sind derzeit gesucht wie zu Goldgräberzeiten die Nuggets am Klondike denn sie sind knapp.
Konkret: Nicht jedes Geschäft muss verschwinden. Die Möglichkeit einzukaufen sollte es schon geben. Nur brauchen wir nicht drei Dutzend Modeboutiken die alle gleichen Modekram made in China verkaufen oder noch mehr Handyshops und Tätowierer. Liebe Stadtentwickler, macht aus den Geschäften Wohnungen, nicht nur in den oberen Etagen. Straßencafés, nette Restaurants und Freizeitangebote ergänzen das Angebot. Ich könnte mir vorstellen, dass die derzeitigen Hauseigentümer von zum Teil nicht einmal halb genutzten Immobilien für ein überzeugendes und wirklich neues Konzept offen sind.
Besonders attraktiv und früher schon einmal angedacht wäre eine Überdachung eines großen Teils der Fußgängerzone mit Glas. Dafür gibt es in ganz Deutschland schöne Beispiele.
Ja ich weiß, mit derlei Überlegungen spiele ich dem Onlinehandel in die Hände. Andererseits ist diese Entwicklung aber nicht aufzuhalten. Es ist wie mit dem Bargeld. Noch vor wenigen Jahren waren sich Skeptiker dahingehend einig, dass Bargeld niemals aussterben wird. Ist das heute auch noch so? Ich zahle nur noch mit Karte, auch zwei Brötchen beim Bäcker oder die freilaufenden Eier beim Bauern vor Ort. Da bin ich aber nicht allein. Wir müssen alle umdenken und zwar gründlich!
https://taz.de/Die-These/!5760489/
Ich vertrete die Meinung, dass das Sterben unserer Innenstädte und hier insbesondere die Fußgängerzonen auf lange Sicht nicht mehr aufzuhalten ist und dies nicht nur in Oldenburg! Zumindest dann nicht, wenn immer nur versucht wird für ein aufgegebenes Geschäft einen neuen Mieter zu finden. Das ändert am Grundproblem gar nichts. Auch hier und da eine neue Bank oder Blumenkübel lockt auch nicht mehr Besucher in die City.
Die für die Innenstadtplanung Verantwortlichen scheinen den im vollen Gange befindlichen Strukturwandel noch nicht festgestellt zu haben und versuchen wie einst die Romanfigur Don Quijote und seinem treuen Gefährten Sancho Panza gegen immaginäre Windmühlenflügel die der Wind immer schneller drehen lassen gegenan zu kämpfen. Das kann nicht gutgehen. Das Pferd welches unser Oldenburger Don Quijote reitet (Rosinante) war seinerzeit schon alt und klapprig. Jetzt ist es lange tot. In Oldenburg wird es aber weiter geritten.
Kurz und gut, es muss etwas neues her. Und dabei muss völlig neu gedacht und geplant werden. Und es muss Geld in die Hand genommen werden, viel Geld sogar. Man kann sich nicht auf ein vor über 50 Jahre erstmalig in Deutschland umgesetztes und seinerzeit wirklich erfolgreiches Konzept ausruhen!
Meine Überlegung geht dahin, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, einen Innenstadtbereich wie die Lange Str., Achternstr., Heiligengeiststr. und deren Nebenstraßen als Einkaufsstraßen der jetzigen Form zu erhalten. Ich denke, dass Shoppingmeilen sehr gut in die Zeit des Wirtschaftswunders passten. Die Leute verdienten durchweg gut und wollten mit der technischen Entwicklung mithalten. Es wurde gekauft was das Zeug hielt, sei es die erste Waschmaschine, Wäscheschleuder, Schwarz-Weiß-Fernseher oder auch nur ein Nyltesthemd. Dafür mussten Mann/Frau in die Stadt denn Internet war ein noch nicht existierendes Fremdwort.
Mit der Schaffung dieser innerstädtischen Strukturen wurden ehemalige Wohnhäuser zu Geschäftshäuser. Im Erdgeschoss wurden Läden aufgemacht und die oberen ehemaligen Wohnetagen wurden zu Lager- und Gerümpelräumen. So ist das bis heute. Ich sagte in meinem Eingangsbeitrag bereits, dass der Leerstand in der Oldenburger City bereits im zweistelligen Prozentbereich liegt. Er wäre sicherlich noch höher, wenn nicht viele Läden dort inhabergeführt sind und daher keine Miete fällig wird. Aber auch diesen letzten Oldenburger Geschäftsinhabern geht es scheinbar nicht gut. Sie kämpfen ums überleben. Wie lange noch?
Mein Vorschlag geht in die Richtung, die Oldenburger Innenstadt wieder wohn- und lebenswert zu gestalten. Mehr wohnen anstatt kaufen. Stadtnahe Wohnungen als Miet- und Kaufobjekte sind derzeit gesucht wie zu Goldgräberzeiten die Nuggets am Klondike denn sie sind knapp.
Konkret: Nicht jedes Geschäft muss verschwinden. Die Möglichkeit einzukaufen sollte es schon geben. Nur brauchen wir nicht drei Dutzend Modeboutiken die alle gleichen Modekram made in China verkaufen oder noch mehr Handyshops und Tätowierer. Liebe Stadtentwickler, macht aus den Geschäften Wohnungen, nicht nur in den oberen Etagen. Straßencafés, nette Restaurants und Freizeitangebote ergänzen das Angebot. Ich könnte mir vorstellen, dass die derzeitigen Hauseigentümer von zum Teil nicht einmal halb genutzten Immobilien für ein überzeugendes und wirklich neues Konzept offen sind.
Besonders attraktiv und früher schon einmal angedacht wäre eine Überdachung eines großen Teils der Fußgängerzone mit Glas. Dafür gibt es in ganz Deutschland schöne Beispiele.
Ja ich weiß, mit derlei Überlegungen spiele ich dem Onlinehandel in die Hände. Andererseits ist diese Entwicklung aber nicht aufzuhalten. Es ist wie mit dem Bargeld. Noch vor wenigen Jahren waren sich Skeptiker dahingehend einig, dass Bargeld niemals aussterben wird. Ist das heute auch noch so? Ich zahle nur noch mit Karte, auch zwei Brötchen beim Bäcker oder die freilaufenden Eier beim Bauern vor Ort. Da bin ich aber nicht allein. Wir müssen alle umdenken und zwar gründlich!
https://taz.de/Die-These/!5760489/